Haben Kreuzfahrtschiffe wirklich Leichenhallen an Bord? Wie gehen Reedereien mit Todesfällen während der Reise um, und was passiert mit Verstorbenen auf hoher See?

Kreuzfahrten stehen für Luxus, Entspannung und Abenteuer auf hoher See. Doch hinter der glitzernden Fassade der Ozeanriesen verbirgt sich eine Realität, über die kaum gesprochen wird: der Tod an Bord. Was passiert, wenn ein Passagier während einer Kreuzfahrt verstirbt?
Gibt es tatsächlich Leichenhallen auf Kreuzfahrtschiffen? Dieser Artikel beleuchtet das Thema umfassend, räumt mit Mythen auf und erklärt, wie Kreuzfahrtgesellschaften mit dem sensiblen Thema umgehen.
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Der Tod auf See: Keine Seltenheit
Jährlich gehen Millionen Menschen auf Kreuzfahrt – darunter viele Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen. Statistisch gesehen kommt es auf Kreuzfahrtschiffen regelmäßig zu Todesfällen, meist durch natürliche Ursachen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Die Reedereien sind daher verpflichtet, auf solche Situationen vorbereitet zu sein.
Gesetzliche Vorschriften und internationale Standards
Kreuzfahrtschiffe unterliegen internationalen Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften. Dazu gehört auch die Pflicht, Einrichtungen für den Umgang mit Todesfällen bereitzuhalten. Das bedeutet konkret: Kreuzfahrtschiffe müssen über spezielle Kühlräume verfügen, die als Leichenhallen (englisch: Morgue) dienen. Diese Vorschrift gilt weltweit und ist Teil der maritimen Sicherheitsstandards.
Aufbau und Lage der Leichenhallen an Bord
Die Leichenhallen befinden sich in der Regel auf den unteren Decks, fernab von Passagierbereichen und für Gäste nicht zugänglich. Sie sind klimatisiert und so ausgelegt, dass sie – je nach Schiffsgröße – zwischen zwei und zehn Leichen aufnehmen können. Die Ausstattung ist funktional: Kühlfächer, Body Bags und manchmal auch spezielle Liegen sorgen dafür, dass Verstorbene bis zum nächsten Hafen würdevoll und hygienisch aufbewahrt werden können.
Der Ablauf im Todesfall
1. Feststellung des Todes:
Stirbt ein Passagier, wird zunächst der Bordarzt gerufen. Dieser stellt den Tod offiziell fest und dokumentiert die Umstände. In den meisten Fällen handelt es sich um einen natürlichen Tod.
2. Benachrichtigung der Angehörigen:
Die Crew informiert umgehend die Familie des Verstorbenen und bietet Unterstützung an. Diskretion und Sensibilität stehen dabei im Vordergrund.
3. Überführung in die Leichenhalle:
Der Leichnam wird in einen speziellen, abgeschirmten Bereich gebracht – die Schiffsmorgue. Dort bleibt er bis zum nächsten Hafen, wo die Überführung an ein Bestattungsunternehmen oder die Behörden erfolgt.
4. Weitere Maßnahmen:
Die Reederei kümmert sich um die notwendigen Formalitäten, etwa die Ausstellung eines Totenscheins und die Kommunikation mit den zuständigen Behörden im nächsten Hafen.
Mythen und Realität: Leichen neben Lebensmitteln?
Immer wieder kursieren Gerüchte, dass Verstorbene neben Lebensmitteln gelagert werden. Das entspricht nicht der Realität. Die Kühlräume für Leichen sind strikt getrennt von den Lebensmittelkühlhäusern und befinden sich meist im Bereich des Bordhospitals. Dennoch gab es in der Vergangenheit Einzelfälle, in denen Verstorbene aus Platzmangel oder durch Fehler in ungeeigneten Kühlräumen gelagert wurden – mit teilweise dramatischen Folgen. Solche Vorfälle sind jedoch Ausnahmen und führen regelmäßig zu rechtlichen Konsequenzen und Nachbesserungen bei den betroffenen Reedereien.
Warum sind Leichenhallen notwendig?
Kreuzfahrten dauern oft mehrere Tage oder Wochen. Während eines längeren Aufenthalts auf See ist es nicht möglich, einen Verstorbenen sofort an Land zu bringen. Die Lagerung in der Leichenhalle ist daher notwendig, um die Würde des Toten zu wahren und hygienische Standards einzuhalten. Erst im nächsten Hafen kann die Überführung an Land erfolgen.
Wie viele Todesfälle gibt es auf Kreuzfahrtschiffen?
Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, da Reedereien aus Diskretionsgründen selten Statistiken veröffentlichen. Schätzungen zufolge sterben jährlich weltweit mehrere hundert Menschen auf Kreuzfahrtschiffen, meist durch natürliche Ursachen. Angesichts der Millionen Passagiere pro Jahr ist das Risiko jedoch gering.
Umgang mit dem Thema an Bord
Das Thema Tod wird an Bord diskret behandelt. Die meisten Passagiere bekommen von Todesfällen nichts mit. Die Crew ist geschult, sensibel und professionell zu agieren. Auch für die Angehörigen gibt es Unterstützung: von psychologischer Betreuung bis zur Organisation der Rückführung des Leichnams.
Rechtliche und ethische Aspekte
Die Lagerung von Leichen auf See ist nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine rechtliche Herausforderung. Die Reedereien müssen die Gesetze des Flaggenstaates des Schiffes sowie die Vorschriften der angelaufenen Häfen beachten. Dazu gehören:
- Ausstellung von Totenscheinen
- Meldung des Todes an die Behörden
- Organisation der Überführung
Fehler im Umgang mit Leichen – etwa unsachgemäße Lagerung – können zu Klagen und hohen Schadensersatzforderungen führen, wie spektakuläre Fälle aus den USA zeigen.
Leichenhalle und Bordhospital: Zwei getrennte Bereiche
Die Leichenhalle ist nicht Teil des Bordhospitals, sondern ein separater, abgeschlossener Bereich. Das Bordhospital dient der medizinischen Versorgung der Passagiere und Crew. Die Leichenhalle hingegen ist ausschließlich für Verstorbene vorgesehen und wird nur im Todesfall genutzt.
Technische Ausstattung der Leichenhallen
Moderne Kreuzfahrtschiffe verfügen über folgende Einrichtungen:
- Klimatisierte Kühlfächer mit individuell einstellbarer Temperatur
- Body Bags (Leichensäcke) für den hygienischen Transport
- Spezielle Liegen oder Tragen
- Zugang nur für autorisiertes Personal
Die Größe und Ausstattung variiert je nach Schiffsklasse und Passagierkapazität.
Ein Blick hinter die Kulissen: Weitere geheime Bereiche
Neben der Leichenhalle gibt es an Bord noch weitere Bereiche, die für Passagiere tabu sind:
- Gefängniszelle (Brig): Für den Fall von schweren Verstößen gegen die Bordordnung.
- Crewbereiche: Aufenthaltsräume, Restaurants und Freizeiteinrichtungen für die Besatzung.
- Technikräume: Maschinenraum, Steuerung, Sicherheitszentrale.
Diese Bereiche sind notwendig, um den reibungslosen Ablauf des Bordbetriebs zu gewährleisten.
Fallbeispiele: Wenn der Ernstfall eintritt
Ein besonders tragischer Fall ereignete sich 2023 auf einem US-Kreuzfahrtschiff. Nach dem Tod eines Passagiers wurde der Leichnam aus ungeklärten Gründen nicht in der vorgesehenen Leichenhalle, sondern in einem Getränkekühlraum gelagert. Die Temperatur war zu hoch, sodass der Körper zu verwesen begann. Die Angehörigen konnten keine Beerdigung mit offenem Sarg mehr durchführen und verklagten die Reederei auf Schadensersatz. Solche Fälle sind selten, zeigen aber, wie wichtig professionelle Standards sind.
Sensibilisierung der Crew und Prävention
Die Crew großer Kreuzfahrtschiffe wird regelmäßig im Umgang mit Todesfällen geschult. Dazu gehören:
- Diskrete und respektvolle Kommunikation mit Angehörigen
- Einhaltung hygienischer Standards
- Dokumentation und rechtssichere Abwicklung
Zudem gibt es an Bord Notfallpläne für verschiedene Szenarien, vom medizinischen Notfall bis zum Todesfall.
Was passiert mit dem Gepäck und den persönlichen Gegenständen?
Nach dem Tod eines Passagiers kümmert sich die Crew um das Gepäck und die persönlichen Gegenstände. Diese werden sicher verwahrt und an die Angehörigen übergeben. Die Reederei unterstützt auf Wunsch auch bei der Organisation der Rückführung.
Fazit: Ein notwendiges Tabuthema
Leichenhallen auf Kreuzfahrtschiffen sind keine morbide Sensation, sondern eine notwendige Einrichtung, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein. Sie gewährleisten, dass Verstorbene würdevoll und hygienisch bis zur Überführung an Land aufbewahrt werden können. Die meisten Passagiere bekommen von diesen Einrichtungen nichts mit – und das ist auch gut so. Für die Reedereien ist der professionelle Umgang mit dem Tod Teil ihres umfassenden Sicherheits- und Gesundheitskonzepts.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Haben alle Kreuzfahrtschiffe eine Leichenhalle?
Ja, große Kreuzfahrtschiffe sind gesetzlich verpflichtet, über eine Leichenhalle oder einen speziellen Kühlraum für Verstorbene zu verfügen.
Wie groß ist eine Leichenhalle an Bord?
Je nach Schiffsgröße können in der Regel zwei bis zehn Leichen aufbewahrt werden.
Wo befindet sich die Leichenhalle?
Meist auf den unteren Decks, abseits der Passagierbereiche und in der Nähe des Bordhospitals.
Was passiert mit dem Verstorbenen?
Der Leichnam wird bis zum nächsten Hafen in der Leichenhalle aufbewahrt und dann an ein Bestattungsunternehmen oder die Behörden übergeben.
Bekommen Passagiere etwas davon mit?
In der Regel nicht. Die Abläufe sind so gestaltet, dass Todesfälle diskret und professionell behandelt werden.
Abschließende Gedanken
Der Tod ist ein Tabuthema, auch auf Kreuzfahrtschiffen. Doch die Realität verlangt nach praktischen Lösungen. Die Einrichtung von Leichenhallen an Bord ist Ausdruck von Respekt, Professionalität und Verantwortung gegenüber Passagieren und deren Angehörigen.
Wer eine Kreuzfahrt bucht, kann sicher sein: Auch für den unwahrscheinlichsten Notfall ist vorgesorgt – diskret, würdevoll und nach höchsten Standards.