Wissen Sie, an welchen Orten das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen für sie strikt verboten ist? Welche Regeln und Verbote könnten Ihre Reise beeinflussen?

Kreuzfahrtschiffe stehen zunehmend im Fokus der Kritik. Während sie für viele Urlauber ein Inbegriff von Luxus und Abenteuer sind, sehen zahlreiche Städte und Regionen in ihnen eine Bedrohung für Umwelt, Kulturerbe und Lebensqualität. In den vergangenen Jahren haben daher immer mehr Destinationen das Anlegen großer Kreuzfahrtschiffe eingeschränkt oder sogar verboten.
Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Orte, an denen Kreuzfahrtschiffe nicht mehr willkommen sind, die Hintergründe der Verbote und die Auswirkungen auf die Branche.
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Die wichtigsten Verbotszonen für Kreuzfahrtschiffe
Venedig: Symbol für den Widerstand gegen Kreuzfahrttourismus
Venedig ist das wohl bekannteste Beispiel für eine Stadt, die sich gegen den Massentourismus von Kreuzfahrtschiffen zur Wehr setzt. Seit 2021 ist es großen Kreuzfahrtschiffen verboten, in die Altstadt und durch den berühmten Giudecca-Kanal zu fahren.
Das Verbot betrifft Schiffe über 25.000 Tonnen – die meisten Kreuzfahrtriesen wiegen ein Vielfaches davon. Die Entscheidung wurde nach jahrelangem Druck von UNESCO, Umweltschützern und der lokalen Bevölkerung getroffen. Die UNESCO drohte sogar, Venedig auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten zu setzen, sollte kein Verbot erlassen werden.
Die Gründe liegen auf der Hand: Die riesigen Schiffe verursachen massive Umweltschäden, verschmutzen die Luft, beschädigen das Fundament der ohnehin von Überschwemmungen geplagten Stadt und bringen täglich Tausende Touristen, die die engen Gassen überfüllen, aber oft wenig zur lokalen Wirtschaft beitragen.
Dubrovnik: Schutz der Altstadt vor Touristenmassen
Auch Dubrovnik, die kroatische Perle an der Adria, hat Maßnahmen gegen den Kreuzfahrttourismus ergriffen. Die Stadt, deren Altstadt zum UNESCO-Welterbe zählt, war zeitweise von mehr als 61.000 Kreuzfahrttouristen pro Monat überrollt – bei nur rund 43.000 Einwohnern. Seit 2019 dürfen täglich nur noch zwei Kreuzfahrtschiffe mit maximal 5.000 Passagieren anlegen. Ziel ist es, die historische Substanz und die Lebensqualität der Bewohner zu schützen.
Norwegen: Strenge Umweltauflagen in den Fjorden
Norwegen ist berühmt für seine spektakulären Fjorde, viele davon sind UNESCO-Weltnaturerbe. Um diese einzigartigen Landschaften zu schützen, hat die norwegische Regierung strenge Regeln für Kreuzfahrtschiffe eingeführt. In den Fjorden gelten Schadstoffgrenzen für Kraftstoffe, offene Abgassysteme sind verboten, Müllverbrennung an Bord ist untersagt und das Einleiten von Abwasser ist nicht mehr erlaubt. Diese Maßnahmen werden bis 2026 weiter verschärft, sodass umweltschädliche Schiffe Schritt für Schritt aus den Fjorden verbannt werden.
Nizza: Verbot für große Kreuzfahrtschiffe
In Nizza, einer der wichtigsten Städte an der Côte d’Azur, hat Bürgermeister Christian Estrosi im Januar 2025 einen Erlass unterzeichnet, der das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen mit mehr als 900 Passagieren verbietet. Die Maßnahme tritt ab Sommer 2025 in Kraft. Der Bürgermeister begründet das Verbot mit dem Schutz vor Übertourismus und Umweltverschmutzung: „Tourismus ja, Übertourismus nein!“. Große Schiffe dürfen zwar noch anlegen, aber keinen Landgang mehr für Passagiere anbieten.
Weitere Städte mit Einschränkungen
- Barcelona: Die Stadt plant, die Zahl der Kreuzfahrttouristen deutlich zu reduzieren, insbesondere in der Hochsaison, um Mobilitätsprobleme und Umweltbelastungen einzudämmen.
- Amsterdam, Santorini, Marseille, Palma de Mallorca: Auch hier gibt es bereits Einschränkungen oder Diskussionen über Verbote, um den Massentourismus zu begrenzen und die Lebensqualität der Einwohner zu schützen.
- Bar Harbor (USA): Hier dürfen ab 2024 nur noch 1.000 Passagiere und Besatzungsmitglieder pro Tag an Land gehen, was eine starke Reduzierung bedeutet.
Gründe für die Verbote
1. Umweltschutz
Kreuzfahrtschiffe stoßen große Mengen an Schadstoffen aus, darunter Schwefeloxide, Stickoxide und Feinstaub. Besonders in engen Häfen oder sensiblen Ökosystemen wie den norwegischen Fjorden oder der Lagune von Venedig führen diese Emissionen zu erheblichen Umweltproblemen. Auch das Einleiten von Abwasser und das Verbrennen von Müll an Bord belasten die Natur.
2. Schutz des kulturellen Erbes
Viele der betroffenen Städte sind UNESCO-Welterbestätten. Die massiven Schiffe verursachen Wellenschlag, der die Fundamente alter Gebäude beschädigt, und bringen Menschenmassen, die die historischen Zentren überfordern.
3. Übertourismus und Lebensqualität
Kreuzfahrttouristen kommen oft nur für wenige Stunden an Land, geben wenig Geld aus und verlassen die Stadt schnell wieder. Die Infrastruktur wird jedoch stark beansprucht: Straßen, Plätze und öffentliche Verkehrsmittel sind überfüllt, die Lebensqualität der Einwohner leidet. In Venedig und Dubrovnik haben Umfragen ergeben, dass die Mehrheit der Einwohner den Kreuzfahrttourismus als negativ empfindet.
4. Wirtschaftliche Aspekte
Nicht selten profitieren lokale Unternehmen nur wenig vom Kreuzfahrttourismus. Viele Passagiere konsumieren an Bord, statt in Restaurants oder Geschäften vor Ort einzukaufen. Die Kosten für Müllentsorgung, Infrastruktur und Umweltschutz bleiben jedoch bei den Städten.
Wie reagieren die Reedereien?
Die Kreuzfahrtbranche steht durch diese Entwicklungen unter Druck. Während einige Unternehmen versuchen, mit kleineren und umweltfreundlicheren Schiffen neue Konzepte zu entwickeln, kritisieren Branchenverbände wie die Cruise Lines International Association (CLIA) die Verbote als „Stigmatisierung“ des Kreuzfahrttourismus. Sie argumentieren, dass nachhaltige Lösungen gemeinsam mit den Städten entwickelt werden sollten, statt pauschale Verbote zu erlassen.
Einige Reedereien haben sich jedoch bereits auf die neuen Regeln eingestellt und bieten alternative Routen oder kleinere Schiffe an, die die strengeren Auflagen erfüllen. In Venedig etwa legen die großen Schiffe nun im Industriehafen Marghera an, von wo aus Passagiere mit Bussen in die Stadt gebracht werden.
Auswirkungen auf die Kreuzfahrtbranche und den Tourismus
Die Einschränkungen und Verbote sind ein deutlicher Einschnitt für die Branche. Besonders beliebte Ziele wie Venedig, Dubrovnik oder Nizza verlieren als klassische Kreuzfahrthäfen an Bedeutung. Die Reedereien müssen ihre Routen anpassen, kleinere Schiffe einsetzen oder auf andere Häfen ausweichen.
Für die betroffenen Städte bedeutet das weniger Massentourismus, aber auch die Chance, den Tourismus nachhaltiger zu gestalten. Viele Kommunen setzen verstärkt auf Qualität statt Quantität und fördern alternative Formen des Tourismus, die mehr Wertschöpfung vor Ort lassen und weniger Belastung für Umwelt und Einwohner bedeuten.
Ausblick: Kommt das Kreuzfahrtverbot auch in anderen Städten?
Der Trend ist eindeutig: Immer mehr Städte und Regionen setzen dem Kreuzfahrttourismus Grenzen. Die Diskussionen in Palma de Mallorca, Barcelona oder Marseille zeigen, dass weitere Verbote oder Beschränkungen wahrscheinlich sind. Auch in Deutschland gibt es zunehmend Debatten über die Umweltbelastung durch Kreuzfahrtschiffe, etwa in Hamburg oder Kiel.
Die Zukunft der Kreuzfahrt wird daher von Innovation und Anpassungsfähigkeit geprägt sein. Umweltfreundlichere Antriebe, kleinere Schiffe und nachhaltige Konzepte werden entscheidend sein, um den Fortbestand der Branche zu sichern und gleichzeitig die Interessen der Städte und ihrer Bewohner zu wahren.
Fazit
Kreuzfahrtschiffe sind in vielen beliebten Reisezielen nicht mehr uneingeschränkt willkommen. Venedig, Dubrovnik, Nizza und zahlreiche weitere Städte haben das Anlegen großer Schiffe verboten oder stark eingeschränkt.
Die Gründe sind vielfältig: Umweltschutz, Bewahrung des kulturellen Erbes, Schutz vor Übertourismus und die Sicherung der Lebensqualität für die Einwohner. Für die Branche bedeutet das einen tiefgreifenden Wandel – und für die betroffenen Städte die Chance auf einen nachhaltigeren Tourismus.
Die Entwicklung zeigt: Der Massentourismus auf See stößt an seine Grenzen. Die Zukunft gehört nachhaltigen Konzepten, die Rücksicht auf Mensch, Natur und Kulturerbe nehmen. Nur so können Kreuzfahrten auch künftig ein faszinierendes Reiseerlebnis bleiben – ohne die Destinationen zu zerstören, die sie so besonders machen.
Übersicht: Wo ist das Anlegen für Kreuzfahrtschiffe verboten oder eingeschränkt?
Stadt/Region | Verbot/Beschränkung | Begründung |
---|---|---|
Venedig | Verbot für Schiffe >25.000 Tonnen | Umweltschutz, Kulturerbe |
Dubrovnik | Max. 2 Schiffe/Tag, je 5.000 Passagiere | Schutz der Altstadt, Übertourismus |
Nizza | Verbot für Schiffe >900 Passagiere | Umweltschutz, Übertourismus |
Norwegische Fjorde | Strenge Umweltauflagen, schrittweise Verschärfung | Naturschutz, UNESCO-Welterbe |
Bar Harbor (USA) | Max. 1.000 Passagiere/Besatzung pro Tag | Lebensqualität, Übertourismus |
Barcelona, Marseille, Amsterdam, Santorini, Palma de Mallorca | Teilweise Einschränkungen, Diskussionen über Verbote | Umweltschutz, Übertourismus |
Die Liste wächst stetig. Es ist zu erwarten, dass weitere Städte dem Beispiel folgen werden, um ihre Lebensqualität, Umwelt und Kulturgüter zu schützen. Die Kreuzfahrtbranche steht damit vor der Herausforderung, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, um auch in Zukunft ein attraktives Angebot machen zu können – im Einklang mit den Bedürfnissen von Mensch und Natur.